Kürzlich meldete mir mein Laptop, dass der Cloud-Speicher voll sei. Deswegen unternahm ich an einem verregneten Nachmittag einen halbherzigen Versuch, einige meiner Dateien zu ordnen. Dabei stellte ich fest, dass ich meine Blogserie über meine Qualifikationen im Pferdesport nie abgeschlossen habe. Ich habe nie über die Ausbildung geschrieben, die den größten Einfluss auf meinen Zugang zur Arbeit mit Pferden und ihren Menschen hatte. Also werde ich das jetzt nachholen!
Ich habe schon oft von meiner Entdeckung der Tellington-Methode erzählt: wie ich einen Reitkurs bei Anke Recktenwald besuchte und schließlich zu einer absoluten Anhängerin der Tellington TTouch Methode wurde. Wobei ich das Wort „Methode“ irreführend finde. Auch als Tellington TTouch® Training bezeichnet, handelt es sich nämlich nicht um eine streng regulierte Vorgangsweise, sondern um eine Sammlung von Erfahrungen, Erkenntnissen und Ideen von Linda Tellington-Jones und ihrer Schwester Robyn Hood.
Es gibt innerhalb dieser Sammlung dennoch viele Techniken, die eine präzise Ausführung erfordern, um effektiv zu sein, und das Erlernen dieser Techniken nimmt einen großen Teil des Lehrgangs ein. Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist die Philosophie, die hinter dieser Arbeit steht: zum Beispiel, jedes Pferd als Individuum zu behandeln und einen flexiblen und kreativen Ansatz zur Problemlösung zu bieten.
Aber ich schweife ab, ich möchte euch gerne etwas über den Ablauf der Ausbildung erzählen.
Um sich als Practitioner zu qualifizieren, muss jeder ein 36-tägiges Ausbildungsprogramm absolvieren. Das ist in der Regel in drei- oder sechstägige Module unterteilt, die in beliebiger Reihenfolge absolviert werden können. Das bedeutet, dass bei jedem Modul Personen mit unterschiedlichem Wissensstand zusammenkommen können; für einige Teilnehmer kann es der erste Kurs sein, während andere kurz vor dem Abschluss ihrer Ausbildung stehen. Das hat Vor- und Nachteile.
Ich hatte das große Glück, an einem von nur zwei Lehrgängen teilzunehmen, die in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Ländlichen Fortbildungsinstitut organisiert und teilweise von diesem finanziert wurden. Das bedeutet, dass wir bis auf wenige Ausnahmen während der gesamten dreieinhalb Jahre eine fixe Gruppe von 15 Personen waren. Viele von uns wurden enge Freunde.
Neben der Auseinandersetzung mit Körperarbeit, Bodenarbeit, Körperbändern und Reittechniken wurden Experten eingeladen, die über Themen wie Sattelanpassung, Zahnbehandlung, Hufbearbeitung und natürliche und erworbene Schiefe referierten. Es gab auch Intensivwochen zu Themen wie Biomechanik, Reiten und die Ausbildung junger Pferde. Höhepunkt der Ausbildung war natürlich die Intensivwoche mit Linda Tellington-Jones persönlich.
Zwischen den Präsenzveranstaltungen mussten wir 15 detaillierte Fallbeispiele ausarbeiten und mit unseren Mentoren besprechen. Auch ein Konzept für einen Tageskurs musste vorbereitet werden. Zum Abschluss gab es eine Prüfung, in der wir verschiedene TTouches zeigten, Teile unserer vorbereiteten Kurse vorführten und Lösungsansätze für verschiedene Schwierigkeiten, denen wir im Alltag mit unseren Pferden begegnen können, diskutierten.
Ich bin sehr stolz, dass ich mich nach dieser umfangreichen Ausbildung als Tellington TTouch Practitioner bezeichnen darf. Mittlerweile habe ich mir den Level 2 erarbeitet, was heißt, dass ich auch berechtigt bin, zweitägige Kurse zu geben. Ich bin sehr dankbar, dass ich mit meinem erworbenen Wissen inzwischen vielen Pferden und ihren Menschen helfen konnte.
(Übrigens gibt es derzeit wieder eine Ausbildung in Österreich! Sie ist etwas anders aufgebaut und besteht aus mehreren 3-tägigen Modulen. Das bedeutet nicht nur, dass es einfacher ist, sie neben dem Beruf zu absolvieren, sondern auch, dass der Einstieg jederzeit möglich ist. Mehr Information finden sich unter dem folgenden Link: Ausbildung zum Practitioner für Pferde – TELLINGTON TTOUCH TRAINING