Die Bilder zu diesem Beitrag stammen von einem Wochenendkurs, den ich vor einigen Wochen in der Steiermark gegeben habe. Der Wochenendkurs wird seit vier Jahren von einer engagierten jungen Frau organisiert. Der Veranstaltungsort hat sich inzwischen geändert und neue TeilnehmerInnen sind hinzugekommen. Trotzdem finde ich es unglaublich schön, immer wieder Teil des Lebens dieser Menschen und ihrer Pferde zu sein. Besonders beeindruckt mich, dass auch die reguläre Reitlehrerin der Gruppe teilnimmt, um neue Inputs für ihre SchülerInnen zu gewinnen. Wenn es doch in der Pferdewelt immer so wenig Neid gäbe!
Ich unterrichte Kurse in der einen oder anderen Form seit über zehn Jahren und habe in der letzten Zeit einen Trend Richtung Kurzworkshops bemerkt. Das verstehe ich! In unserem kurzweiligen Alltag wird es erstens immer schwieriger, Zeit abseits unserer Jobs, Familien und anderer Verpflichtungen zu finden. Da Kursworkshops zweitens meistens mit Leihpferden abgehalten werden, können die TeilnehmerInnen einen Überblick über eine bestimmte Technik bekommen und den Kursleiter kennenlernen – und das ohne großen zeitlichen und finanziellen Aufwand und ohne ihr geliebtes Pferd direkt jemandem anzuvertrauen, der dann vielleicht gar nicht nach den eigenen Werten arbeitet.
Die Kombination eines halbtägigen Workshops mit anschließenden Reitstunden oder Bodenarbeitsstunden ist eine Kursvariante, für die ich oft gebucht werde. Hier dürfen die TeilnehmerInnen am Nachmittag mit dem eigenen Pferd Techniken und Ideen ausprobieren, die sie am Vormittag kennengelernt haben. Das ist eine tolle Variante, aber am wertvollsten finde ich nach wie vor zweitägige Kurse oder Workshops, zum Beispiel am Wochenende.
Meine Wochenendkurse finden im kleinen Rahmen statt. Meistens werden sie nicht öffentlich ausgeschrieben, weil die TeilnehmerInnen aus dem gleichen Veranstaltungsstall stammen. Maximal acht Leute dürfen teilnehmen, davon können ein paar sogenannte aktive Zuschauer sein. Warum ich nicht mehr Zuschauer zulasse – und damit auch mehr verdiene?
Bei meiner Antwort muss ich etwas ausholen – und gleichzeitig möchte ich euch die Vorteile von Wochenendkursen ein bisschen näherbringen: Ein großer Teil meiner Kursinhalte hat mit der Veränderung von Haltung und Bewegung zu tun. (In der Tellington TTouch Methode ist das sogar ein Kernkonzept.) Und jetzt wird es spannend! Körperhaltungen und Bewegungsabläufe sind nämlich in der Regel im Gehirn mit bestimmten Gefühlen verknüpft. Wenn ein Reiter seine Körperhaltung verändert, löst das deshalb häufig einige Emotionen aus. Oft sind es Glücksgefühle. Aber manchmal kommen auch Tränen. Das fällt in einer kleinen, intimen Gruppe, in der alle den gleichen Prozess durchlaufen, leichter und die Gruppe wächst dabei auch zusammen. Es wird gemeinsam gefeiert, getröstet, ermutigt und es werden Erfahrungen ausgetauscht. In dieser vertrauten Atmosphäre können sich die TeilnehmerInnen auch ihre eigene Lernatmosphäre und eigene Lernsituationen schaffen; es kann zum Beispiel sein, dass sich eine Teilnehmerin eine Einheit lang von einem anderen Teilnehmer führen lässt, um sich mehr auf ihren Sitz zu konzentrieren. Oder dass sie mit einer Einheit Bodenarbeit beginnt, um das Pferd ankommen zu lassen.
Manchmal ist es für die TeilnehmerInnen auch eine Überwindung, in kleinen Gruppen von zwei oder drei Pferden zu reiten, besonders wenn herdenfremde Pferde dabei sind. Reiter sind dieser Situation immer seltener ausgesetzt, da immer mehr Pferde in kleinen Ställen oder zuhause gehalten werden. Meine Erfahrung ist aber, dass vor allem die Pferde von den Gruppeneinheiten profitieren. Es entsteht eine ruhige, fast schon meditative Atmosphäre, wenn mehrere Reiter-Pferd-Paare besonnen in einer Reitbahn arbeiten. Diese kleinen Gruppen sorgen außerdem dafür, dass die Reiter Zeit haben, eigenständig etwas auszuprobieren, Inputs zu integrieren und auch zu pausieren. Wenn sie in einer Gruppe arbeiten, ist das Risiko einer Überforderung viel geringer, als wenn ständig Anweisungen auf sie einprasseln. Das ist natürlich ein anderes Konzept, als zum Beispiel ein Dressurkurs, bei dem jeder Teilnehmer eine halbe Stunde lang reitet, eventuell noch bei ein paar anderen zuschaut, sein Pferd danach einpackt und nach Hause fährt, um morgen wiederzukommen.
Falls von den TeilnehmerInnen mehr spezifische, individuelle Inputs gewünscht werden, biete ich übrigens oft am zweiten Tag individuelle Einheiten an, in denen man an seinen persönlichen Themen arbeiten kann.
Weitere Vorteile von Wochenendkursen sind, dass man in Ruhe über die Ereignisse des Tages reflektieren kann und die gemeinsamen Mittagspausen zum Austausch von Kontakten, Hufschmieden oder Osteopathen genutzt werden können.
Und nicht zuletzt gibt es einen finanziellen Vorteil. Meine Reisekosten können auf zwei Tage verteilt werden, was pro Tag günstiger ist als zwei Tageskurse, die separat gebucht werden.
Ich wünsche mir für die Zukunft viele weitere nette Wochenendworkshops. Vielleicht sehen wir uns dabei!